Dienstag, April 12, 2005

Dirty Talk oder: sei schmutzig!

Dirty Talk ist kein Handwerk, was sich wie Kuchenbacken erlernen läßt. Es gibt keinen Punkte-Plan, schon allein (oder vielleicht gerade weil) jeder Mensch doch irgendwie eigen ist und ganz persönliche Hemmungen pflegt.
Während man dem einem Kerl ohne mit der Wimper zu zucken glauben schenkt, wenn er einem keuchend ins Ohr flüstert, wie sehr ihn der Geruch zwischen den Schenkeln anmacht, würde man bei einem anderen doch eher dezent in sich hineinlächeln und skeptisch die Augenbraue heben. Und während es die eine genießt, wenn er ihr sagt, wie geil es ihn macht, wenn er ihren Atem an seinem Schwanz spürt, würde eine andere ihm dafür eine schallern.

Doch muß Dirty Talk überhaupt sein?
Nun, nicht immer - aber gern öfter.
Es ist berauschend, kostet nichts, eine Beziehung kann dadurch spannender werden und schwimmt nicht irgendwo zwischen Routinevögelei und kuscheligem Einheitsbrei herum.

Das größte Pflaster auf den Lippen ist Scham. Peinlichkeit. Verklemmung.
Wir kommen schon ins Stottern wenn es sich nur um eine kleine, klare Anweisung handelt ("Mach die Beine breit, zeig mir deine Möse!").
Lieber heißt es: "Schieb ihn rein" (den Auflauf in den Ofen?), "Nimm mich fest" (in die Arme?).
Umschreibungen, die jeder kennt und bei denen sich niemand die Zunge verbrennt. Wieso die Dinge beim Namen nennen, wenn es auch so geht?!
Die Amerikaner und Engländer sind uns hier einen großen Schritt voraus. Was aber auch nicht weiter verwunderlich ist, wenn im normalen Sprachgebrauch jedes zweite Wort "fuck you" lautet. Während es bei den Amis also von "suck my dick" nur so wimmelt, bleiben wir lieber bei gedehnten "oh"s und "ah"s.

Aber wie soll man schmutzige Wörter so kombinieren, das es einen anmacht?
"Presse deinen Penis fest zwischen meine Brüste und berühre gleichzeitig meine Vagina." WOW - nein, so war das natürlich nicht gemeint. Dann doch lieber beim "JAA", "OOH", "HMM, hör nicht auf", "Gut" und "Weiter" bleiben, da weiß jeder, was gemeint ist.
Letztlich geht es doch den meisten so:
Darüber oder gar dabei zu reden ist peinlich, er/sie könnte mich ordinär finden, ich könnte mich lächerlich machen.
Auch gut, muss ja nicht sein.
Aber: es ist wirklich nicht schlimm oder schwer. Je weniger man darüber nachdenkt, 'verbotene' Begriffe einzusetzen, umso einfacher wird es.
Es muß nicht immer zärtlich zu gehen. Getreu nach dem Motto: Es gibt eine Zeit zum kuscheln und eine zum ficken.